Der längste Tag des Jahres ist schon wieder vorbei und mein Leben macht es derzeit dem Wetter nach: Viel Sonne, aber immer wieder auch Gewitter, Regen und trübe Tage.

Auf der Lichtseite stehen die Stunden in Mamas Garten ganz oben, den wir mit Freunden zusammen in Sachen Gemüse-Anbau und Aufbau eines Swimming-Pools reaktiviert haben. Das Gärteln dort, das Plantschen, Grillen und Plauschen mit Freunden und die tobenden Kinder und Hunde genieße ich bei jeder Gelegenheit, die uns das Wetter bietet. Auch im eigenen Garten erfreuen mich täglich die Vögel und Eichhörnchen und das Hegen und Pflegen von Rasen, Blumen, Stauden, Hochbeet und Kräuterschnecke.

Ohne Schattenseiten geht es allerdings nicht und Anlässe für Sorgen und Kummer bleiben nicht aus: Die Corona-Situation mit all ihren Auswirkungen auf unsere Familie, die Demenz meiner Mama, die seit dieser Woche Dank eines vierwöchigen Aufenthalts in der Psychiatrie wieder „funktionstüchtig“ für die Demenz WG ist, die alltäglichen Wehwehchen und Problemchen mit zwei Pubertieren zuhause – all das ließ sich zuletzt recht gut mit unseren Frischluft-Projekten ausgleichen und relativieren.

Gestern Abend brachte mich aber ein Anruf meiner behandelnden Ärztin aus Erlangen erstmal wieder schlagartig aus der Balance: Es gibt wohl einen Befund aus dem letzten Kontroll-CT, der darauf hindeutet, dass meine derzeitige Therapie nicht (mehr) genügend anschlägt, es stünde eine erneute Leber-Biopsie ins Haus und die Behandlung müsse je nach Histologie-Befund verändert werden. Kommende Woche sind entsprechende Termine in der Radiologie vorgesehen, etwa 14 Tage später werde ich dann über die Ergebnisse und neuen Therapie-Empfehlungen informiert.

Blutdruck, Puls und Atemfrequenz haben mir dann zunächst mal einen Ausnahmezustand signalisiert und mir wurde wieder schlagartig klar, dass ich mich das letzte Jahr über in einer sehr komfortablen Situation mit meinem Tumor befand. Im Juni 2019 war es alles andere als selbstverständlich für mich, wieder spazieren gehen, schwimmen, Wäsche waschen, unter Leute gehen, im Garten werkeln, kleine Reisen unternehmen zu können. Und wie schnell habe ich mich an diesen – für meine Lebenslage – „Luxus“ gewöhnt.

Inzwischen ist die Information von gestern gesackt. Die Nacht war ruhig, das Gedanken-Karrussell ist gestoppt. Es handelt sich lediglich um eine (neue) Information über meinen Körper. Sie könnte Veränderungen oder Verlust an Lebensqualität mit sich bringen, aber den Tumor kümmert diese Information nicht. Mich von ihr in innere Unruhe versetzen zu lassen, würde ihn eher stärken. Also geht es mal wieder zurück in die gute alte Salami-Taktik und ich nehme mir vor, Schritt für Schritt vorzugehen und nicht zu weit vor zu denken. Den Tatsachen ins Auge blicken und Entscheidungen dann treffen, wenn sie zu treffen sind.

Vielleicht klappt zwischen der Biopsie und der anstehenden Therapie-Entscheidung noch ein Kurztrip nach Italien: Warum nicht?

Ich werde wieder schreiben, was sich tut. Für alle lieben Nachrichten und Wünsche, die mich in letzter Zeit wieder erreicht haben ganz herzlichen Dank – ich schreibe diesen Blog auch, um euch auf dem Laufenden zu halten. Bitte nicht böse sein, wenn ich nicht auf jede einzelne eurer Meldungen reagiere. Das Leben ist manchmal zu kostbar, um zu Tippen. 😉