In letzter Zeit erreichten mich einige besorgte Anfragen, aufgrund der langen Sendepause auf dieser Seite: Das Bloggen rutschte auf meiner Prioritätenliste über die Ferien weit nach hinten.
Die Anlässe dafür waren vielfältig und größtenteils erfreulich.
Neben den regelmäßigen, vierwöchentlichen Therapieterminen in der Klinik gab es inzwischen ein Kontroll-CT (Ganzkörper). Ein MRT vom Kopf soll in der kommenden Woche folgen.
Ein erster Kurzbefund aufgrund des CTs erreichte uns vor einigen Tagen telefonisch und es stellte sich keine Verschlimmerung der Situation heraus, im Kopf sogar eine leichte Verbesserung. Genaueres erfahren wir nach dem MRT, wahrscheinlich im Rahmen der nächsten Behandlung in 14 Tagen.
Klar hat mich diese Nachricht erleichtert – allerdings nicht in dem Maß, wie das eigene Körperempfinden, das mir die letzten Wochen schon innerlich mehr Stabilität, Koordination und Balance signalisiert hatte. Das hatte auch zu einem gelasseneren Umgang mit der neuen Diagnostik und ihren Ergebnissen zur Folge: „Egal, was die Bilder oder Ärzte sagen – es ist wie es ist. Durch meine Sorgen und Ängste mache ich mir nur die guten Momente kaputt“, sagte mir meine innere Stimme und ich konzentrierte mich wieder mehr auf die Verbindung von Körper und Geist, das Entspannen und vor allem dem Genuss der Momente, in denen ich mich wohl fühlte.
Ich kam mit Erstaunen wieder ein Stück näher an die eigenen Kraftreserven heran und begann mit regelmäßigen, sanften Yoga- bzw. Gymnastik-Einheiten und begleiteten Spaziergängen: Neuerdings gehen mein Mann oder mein Sohn fast jeden Abend mit mir „Gassi“. Den Hund kann ich dabei zwar nicht ersetzten, aber so bleiben wir in Bewegung und im Gespräch. In Haus und Garten konnte ich einige leichte, eher meditative Hege- und Pflegearbeiten zur täglichen Routine werden lassen.
Ich habe damit innerlich einen neuen Job angefangen, der mich schonmal mindestens halbtags auslastet: Berufsbezeichnung „Selbst-Pflege”. Das Gefühl eines schlechten Gewissens aufgrund von vermeintlicher Nutzlosigkeit konnte ich damit auch gut vertreiben. Für Familie, Freunde, Haushalt, Lesen, Bloggen und sonstige Aktivitäten bleibt mir somit, wie bei allen Berufstätigen, auch nur noch meine Freizeit übrig.
Natürlich gab und gibt es auch immer wieder körperliche Rückschläge – wechselnde Wehwehchen – Verdauungsprobleme, Rückenschmerzen, Augen, Gehör, Nasenschleimhäute, Schwindel, Kurzatmigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Wortfindungsstörungen… Dennoch arrangiere ich mich innerlich mehr und mehr mit der neuen Situation und lerne es zu wagen, die Chancen beim Schopf zu packen und Momente guter Verfassung für schöne Erlebnisse zu nutzen. Spaziergänge, Pläuschchen mit Freunden und vor kurzem sogar eine Reise zur Familie an den Lago Maggiore.
Mit meiner Komplett-Ausstattung an Medikamenten, und Hilfsmittelchen sind wir also am 26.8. für eine Woche gen Süden gefahren und haben uns dort von der Familie verwöhnen lassen. Einige Boots- und Strandausflüge haben mir „Wasserratte“ sogar ein paar Momente im See erlaubt. Das (sehr vorsichtige) Schwimmen war herrlich und weitaus weniger anstrengend, als ich vermutet hätte. Kurzum eine Woche voller Glücksmomente im Kreise meiner Liebsten – wie könnte ich mir das selbst durch die Sorge vor einer möglicherweise schlechten Nachricht vermiesen lassen?
Im Verlauf der letzten Wochen haben sich durch den langsam routinierteren Umgang mit all den krankheitsbedingten Umständen wieder einige Horizonte über mir eröffnet – Ideen in Sachen gesundheitsfördernder Maßnahmen, Familienaktivitäten, Ferienideen für überschaubare Zeiträume.
Der echte Alltag steht ja erst kommende Woche mit dem erneuten Schulbeginn wieder ins Haus, nachdem die letzen 6 Wochen wirklich jede Menge Abwechslung mit Ferienprogrammen, Verabredungen und Reisen für die Kinder geboten war. Jetzt heißt es, einen neuen gemeinsamen Rhythmus zu finden, den Kindern mehr Verantwortung für den eigenen Alltag zu übertragen und weiter an der Situation zu wachsen.
Auch das erfüllt mich mehr mit Neugier, als mit Sorge: Das Vorgehen Schritt für Schritt bewährt sich und fordert täglich aufs Neue unsere Flexibilität und Spontaneität heraus … Herausforderung angenommen 🙂