Natürlich ist das momentan „mein“ Thema: Loslassen musste ich schon eine Menge – die beiden gebuchten Campingurlaube zu Pfingsten und in den Sommerferien, Arbeit, Kollegen, meine Yogaschüler, Singen im Chor, Autofahren, spazieren gehen, Schwimmen, Haushalt, Einkaufen, Kochen, die geliebte Gartenarbeit, Essen mit Appetit, meine demente Mutter besuchen/betreuen, unter Leute gehen, mein gutes Gehör, ausgiebige Unterhaltungen (wegen Wortfindungs-, Konzentrationsstörungen), Elternstammtische, bei Auftritten meiner Kinder dabei zu sein, die Aussicht auf ein Leben ohne Medikamente und regelmäßige Arzt- oder Klinikbesuche, die Erwartung, meine Kinder beim Erwachsenwerden begleiten zu können, Enkelkinder zu erleben, Reisepläne …

Das Eine oder Andere kann ja vielleicht irgendwann wieder möglich sein, ich muss mich nur von der Erwartung lösen, dass es tatsächlich klappt. Manchmal habe ich Phasen, in denen ich Panik bekomme, dass meinen grauen Zellen die Zeit ausgeht, um festzuhalten, was meine letzten Wünsche sind, wer welche Schmuckstücke erbt oder wem ich was noch unbedingt sagen möchte. Manchmal schreibe ich das dann gleich auf, damit es mich nicht weiter belastet. Im Grunde ist es die Kontrolle oder das Verlangen nach Sicherheit, wovon ich mich befreien muss. Nach dem Motto „alles kann, nichts muss“. Das fällt vermutlich leichter, wenn die vermeintlich wichtigsten Dinge rund um die „letzte Reise“ geregelt sind. Damit bin ich noch nicht durch, werde aber dran bleiben. Denn alles kann auch schnell vorbei sein – wie wir diese Woche schmerzlich erfahren mussten: Unser heiß geliebter Hund, gerade mal 21 Monate alt, ist nach 2 erfolglosen OPs an einem verschluckten Stück Holz gestorben. Wenn ich hier auf dem Sofa sitze, denke ich, sie kommt jeden Moment um die Ecke gewuselt, um mich mal wieder anzustuppsen… unfassbar. 

„War das nun die extra harte Loslass-Nummer für die ganze Familie? Wieviel sinnloses Leid soll uns eigentlich noch wiederfahren? Was sollen unsere Kids noch alles verkraften? Sind wir nicht ohnehin schon an der Grenze unserer Kräfte?“

Mal wieder bringen uns diese Fragen nicht weiter – wir müssen weiter üben, loszulassen, eine Nuss nach der anderen knacken und drauf vertrauen, dass wir das zusammen schaffen. Meinen bestmöglichen Beitrag dazu will ich leisten, solange ich kann.

Die letzten Wochen vergingen jedenfalls wie im Flug: Der alljährliche Schuljahres-Abschluss-Marathon mit vielen vorzubereitenden, schulischen und privaten Anlässen ist nun in der letzten Runde angekommen und in 3 Tagen beginnen endlich die Ferien. Auch dafür war im Vorfeld jede Menge Programm zu organisieren, also keine Spur von Langeweile. Zumindest planerisch konnte ich mich dabei unterstützend einbringen und wurde reichlich mit Fotos und Videos von den jeweiligen Events versorgt, dem Smartphone sei Dank. So war ich doch vom Sofa aus ein bisschen dabei. Sogar bei einer lang geplanten Hochzeitszeremonie durfte ich am Wochenende als Trauzeugin dabei sein, zumindest für einen Sprung war ich live zugegen und bin sehr dankbar, dass mir das körperlich möglich war. Auch dank der Hilfe einer lieben Freundin, die für uns die Rollen von Zofe, Stylistin sowie Hol- und Bringdienst in einer Person übernommen hat.

Nach wie vor ist die Unterstützung aus dem Familien- und Freundeskreis riesengroß und ich bin sehr dankbar für all den Beistand. Meine Nichte unterstützt uns derzeit und verbringt ihre Semesterferien bei uns, mit einfühlsamem Support für die Kids und im Haushalt. Nachbarn, Freunde und Großeltern bekochen uns regelmäßig und ich bekomme immer wieder mitfühlende Nachrichten von lieben Menschen.

Der 2. Zyklus der laufenden Therapie war mir nicht gut bekommen. Ich hatte große Probleme mit Übelkeit, Appetitlosigkeit und Verdauungsproblemen. Inzwischen bin ich im 3. Zyklus angekommen und bisher scheint er mir etwas besser zu bekommen und ich habe für die Nebenwirkungen ein paar entlastende Mittelchen und Methoden gefunden. Ich hoffe, dass ich dann auch wieder mehr Energie habe, um mich wieder verstärkt bewegen zu können und körperlich fitter zu werden. Mitte August stehen dann die ersten Kontrolluntersuchungen an und bis Mitte September sollten wir wissen, wie/ob die Therapie angeschlagen hat.

Die Sommerfreien sind jedenfalls zunächst mal für die Kinder gut mit Programm und Familienbesuchen geplant, da sollte keine Langeweile aufkommen. Ich hoffe auf Temperaturen, die mir die Chance geben, hier den Garten zu genießen und mir auch draußen etwas mehr Bewegung ermöglichen.

Ich habs mir jetzt einfach mal so vom Universum gewünscht…